Freitag, 28. Juni 2013

NeSoVe-Nachrichten Juni 2013


1.    Netzwerk – Aktivitäten



1.1    NeSoVe-Vorstandskonstituierung

Der im Mai teilweise neu gewählte Vorstand des Netzwerks hat sich konstituiert.
Vorstandsvorsitzender: Franz Fiala (Verbraucherrat am ASI)
Vorstandsvorsitzender Stellvertreter und Finanzreferent: Peter Sima (Betriebsrat Generali VIS Informatik GmbH)
Finanzreferent Stellvertreter: Andrew Lindley (Betriebsrat des Austrian Institute of Technology, AIT)
Schriftsführerin: Erika Plevnik (Österr. Zivilinvalidenverband ÖZIV)
Schriftsführer Stellvertreter: Leo Gabriel (Forum Soziale Gerechtigkeit, FoSoG)
Weitere Vorstandsmitglieder: Karl Goldberg (Gewerkschaft vida); Stefan Kerl (Südwind Agentur); und Ingrid Stipanovsky (ÖGB).

1.2   NAP CSR

Nach dem das Netzwerk der ministeriellen Steuerungsgruppe (Lebens-, Wirtschafts- und Sozialministerium) bereits im Jänner 2013 die Anmerkungen und Forderungen an einen nationalen Aktionsplan CSR präsentiert hat, war es mehr als verstörend, als wir Ende Mai nach monatelangem Schweigen eine Einladung lediglich zweier Ministerien zu einem Workshop bekommen haben, auf dem ein Draft diskutiert werden sollte, der unsere Anmerkungen in keinster Weise berücksichtigt hat. Darüber hinaus wurde die Einladung ausgesprochen, ohne dies mit dem BMASK zu akkordieren, d.h. nicht nur wir als Stakeholder, sondern auch andere federführend beteiligte Stakeholder sollten übergangen werden, obwohl die ernsthafte Einbindung von uns sowie die gleichberechtige Federführung aller betroffenen Ressorts im Arbeitsprogramm der ÖSTRAT 2011 festgelegt und damit demokratisch legitimierter Wille war.
Wir haben unserem Protest gegen das Vorgehen durch einen öffentlichen Brief an die Bundesminister Mitterlehner und Berlakovich Ausdruck verliehen und auf dem Workshop am 17. Juni erklärt, dass wir sowohl inhaltlich als auch prozessual ein Umdenken und –handeln fordern.

Öffentlicher Brief an Bundesminister Dr. Mitterlehner: http://www.netzwerksozialeverantwortung.at/media/NeSoVe-Stellungnahme_BMin%20Mitterlehner_NAP%20CSR.pdf

Öffentlicher Brief an Bundesminister DI Berlakovich: http://www.netzwerksozialeverantwortung.at/media/NeSoVe-Stellungnahme_BMin%20Berlakovich_NAP%20CSR.pdf

Unser ausführliches Statement zu dem von Lebens- und Wirtschaftsministerium vorgelegten Draft ist ab 8. Juli über unser Büro erhältlich.

1.3   NeSoVe auf der TRIGOS-Gala

Am 3. Juni wurde der TRIGOS im Wiener Rathaus verliehen. PreisträgerInnen wurden die Unternehmen Haberkorn, Seminar Hotel Restaurant Retter, Lebensart und whatchado. Allen nationalen TRIGOS-PreisträgerInnen war gemein, dass zwar die Implementierung von sozial oder ökologisch verantwortlichen Maßnahmen ins Kerngeschäft behauptet wurde, ein Nachweis jedoch ausblieb. Darüber hinaus wurde die neue EU-Kategorie „Beste Partnerschaft“ verliehen, die diesen Anspruch nicht einmal mehr aufwies - und das Kriterium Partnerschaft ließ auch im unklaren, wer da mit wem bepartnert ist (offizielles Kriterium Unternehmen mit Stakeholdern) und welche Aussagekraft dies haben soll. So wurde z.B. die zweite Wiener Vereins-Sparcasse prämiert für das ehrenamtliche (sic!) Engagement zur Etablierung einer Bank für Menschen ohne Bank. Dass diese Partnerschaften dann auch noch Wegweiser aus der Krise sein sollen, läßt nichts Gutes verhoffen.

1.4    CSR-Berichterstattung

Am 7. Juni fand ein Austauschtreffen mit VertreterInnen der AK Wien, der GPA-djp und des Netzwerks zur Einschätzung des europäischen Proposals für eine CSR-Berichterstattung statt.

Die Stellungnahme des Netzwerks zum EU-Vorschlag für eine CSR-Berichterstattung in deutsch: http://www.netzwerksozialeverantwortung.at/media/NFR_Statement_NeSoVe_de.pdf
Und in englisch: http://www.netzwerksozialeverantwortung.at/media/NFR_Statement_NeSoVe_en.pdf

1.5 Austauschtreffen

Am 10. Juni fand ein Austauschtreffen mit Vertretern der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar statt.
Am 18. Juni fand ein Austauschtreffen mit einer Vertreterin der AG Globale Verantwortung statt.


1.6 NeSoVe sucht ehrenamtliche MItarbeiterIn für „Schandfleck des Jahres“ - Kampagne

Im Rahmen der Kampagne „Schandfleck des Jahres – Auszeichnung für gesellschaftlich unverantwortliche Unternehmen, Organisationen, Institutionen und Einzelpersonen“ wird einE ehrenamtlicheR MitarbeiterIn von September 2013 bis Februar 2014 im Umfang von 12-15 Wochenstunden in Wien gesucht.
Das Projekt umfasst die Durchführung der Nominierung, die Bewerbung der Kampagne, die Betreuung von social media und Webauftritten. Darüber hinaus wird der Abschlussevent zum Welttag der Sozialen Gerechtigkeit organisatorisch und inhaltlich zu betreuen sein.
Wir erwarten Interesse an dem Thema Unternehmensverantwortung und bieten die Mitarbeit in einem ambitionierten Team.
Wir freuen uns über Deine Bewerbung an office@sozialeverantwortung.at


2.    Initiativen und Nachrichten



2.1    Public Eye Award: Nominierungsaufruf   

Bis zum 15. August kann das schlimmste Unternehmen weltweit für den Public Eye Award in der Schweiz nominiert werden. Nähere Informationen unter: http://www.publiceye.ch/en/



2.2    Brasilianische Staudammprojekt: Erfolg der Mundukuru


Die indigenen Gruppen der Munduruku, Xipaia, Juruna and Kaiapó haben die Aussetzung aller Planungsstudien für Staudämme am Rio Tapajós erreicht. Zuvor waren 140 indigene Belo Monte AktivistInnen in die brasilianische Hauptstadt Brasília gereist, um zu verhandeln. Die Position von Regierungsseite war deutlich: die Staudämme würden gebaut, die Indigenen zwar konsultiert, aber nicht in die Entscheidung mit Veto-Recht eingebunden. So wurde entschieden, den Funai zu besetzen. Nachdem keine weitere Entwicklung möglich schien, kehrten sie enttäuscht zurück. Mitte Juni erschienen neue Studien zu dem Staudam Tapajó. Parallel wurde weiter protestiert und nun wurden die Vorbereitungen des Projekts temporär suspendiert und Konsultationen versprochen.
Die Frage ist immer noch offen, wie ernsthaft die Konsultationen durchgeführt werden, und welche Auswirkungen widersprechende Interessen der betroffenen indigenen Gruppen auf den Staudammbau haben.


2.3    Ökozid-Bürgerpetition

Avaaz Petition: Herr Bundeskanzler, treten Sie dafür ein, dass Umweltverbrechen durch Gesetz unter Strafe gestellt werden!
http://www.avaaz.org/de/petition/Herr_Bundeskanzler_treten_sie_dafuer_ein_dass_Umweltverbrechen_durch_Gesetz_unter_Strafe_gestellt_werden/?cmfScdb


2.4 WWF: Xayaburi-Damm ist Todesstoß für Mekong-Riesenwels
- Österreichische Firma Andritz AG wird Totengräber für Artenvielfalt

Wien/Bangkok/Vientiane, Donnerstag, 20. Februar 2013 – Der 3,5 Milliarden Euro teure Xayaburi-Staudamm in Laos ist eine existenzielle Bedrohung für einen der größten und seltensten Süßwasserfische der Welt, den Mekong-Riesenwels. Das ergab eine neue Studie des WWF. „Den schon heute vom Aussterben bedrohten Riesenwelse droht mit dem neuen Megadamm der Todesstoß“, warnt der WWF-Experte Georg Scattolin. Die österreichische Firma Andritz AG hält dennoch an der Lieferung von acht Kaplanturbinen im Wert von 300 Millionen Euro für dieses naturzerstörende Monsterprojekt fest. Im Mekong werden bis zu einem Viertel aller Süßwasserfische weltweit gefangen.

Der 820 Meter breite und 30 Meter hohe Damm am Mekong-Hauptstrom im nördlichen
Laos wäre eine unpassierbare Barriere für den großen Fisch, der dadurch nicht mehr zu
seinen Laichplätzen wandern kann. „Ein Fisch mit einer Größe von drei Metern und mehr als 300 Kilogramm Gewicht kann diesen Damm nicht mehr überwinden und damit wäre diese Art zum Aussterben verdammt“, so Scattolin. Die Titanen der Flüsse brauchen große
Strecken, die nicht unterbrochen sind sowie eine spezielle Wasserqualität und Strömungsbedingungen um ihren Lebenszyklus von Nahrungssuche, Laichplätzen und
Brüten aufrechtzuerhalten“, so Zeb Hogan, Studienautor und Professor an der Universität
von Nevada. Es wäre auch möglich, dass die Riesenwelse in dem Gebiet laichen wo der
Xayaburi-Damm geplant ist.

Die Mekong-Riesenwelse sind seit Jahren durch Überfischung und Zerstörung ihrer Lebensräume bedroht und deren Zahl nimmt ständig ab. „Die letzten Riesenwelse würden in den gewaltigen Kaplanturbinen zermahlen werden. Die Firma Andritz AG würde so zum
Totengräber für eine der seltensten Fischspezies der Welt“, so Scattolin. Der WWF ruft daher die Andritz AG zum sofortigen Rückzug aus dem Geschäft mit dem Artensterben auf.
Anfang des 20. Jahrhunderts kamen die Riesenwelse noch sehr häufig in Kambodscha, Laos, Thailand, Myanmar bis nach Südchina vor. Zu dieser Zeit wurden jährlich noch tausende
Exemplare gefangen. In den 1990er Jahren waren es nur mehr wenige Dutzend und heute
gibt es nur mehr einzelne Fänge. Obwohl der Fisch unter strengem Naturschutz steht, wird er weiterhin illegal gefischt oder geht den Fischern zufällig in die Netze. Der WWF fordert auch für die zufälligen Fänge ein genaues Beobachtungssystem, das die Fänge registriert um die illegale Fischerei zu bekämpfen.

2011 hatten die Umwelt- und Wasserwirtschaftsminister der Mekong Flusskommission beschlossen, die Entscheidung über den Dammbau zu verschieben, solange keine ausreichenden Umweltverträglichkeitsprüfungen vorliegen. Im November 2012 wurde dieser Beschluss auf Drängen der laotischen Regierung einfach verworfen. Der WWF und andere Umweltorganisationen kritisieren den Dammbau seit Jahren, weil über die Folgen nur ungenügende Studien zu den Auswirkungen auf die Fischwelt und die Sedimentflüsse
vorhanden sind. Die finnische Firma Pöyry meint zwar, dass Fischpassagen um die Turbinen
herum gebaut werden könnten, aber bisher scheiterte dies an der Umsetzung. „Wir wissen
noch viel zu wenig über diese Fischart, um sicher sagen zu können, dass die Welse die
Fischleitern auch benutzen würden. Der Riesenwels ist ein wichtiger Indikator für die ökologische Stabilität des Mekong. Die Erholung dieser Art ist ein wichtiger Teil für ein nachhaltiges Flussmanagement“, sagt Lifeng Li, der Direktor des internationalen Flüsseprogramms. „Der Mekong-Riesenwels kann gerettet werden. Aber dazu braucht es das Bekenntnis der Anliegerstaaten und die Hilfe von internationalen Organisationen und Sponsoren“, so Li abschließend.

Weitere Informationen:
MMag. Franko Petri, Pressesprecher WWF, Tel. 01-48817-231 oder 0676-83488231, Email:
franko.petri@wwf.at, www.wwf.at/presse. Fotos auf Anfrage unter manuela.janosch@wwf.at.

Die Studie im Volltext zum Download:http://awsassets.panda.org/downloads/mgc_report_june2013.pdf


3.    Kommende Veranstaltungen

3.1 ksoe: „Demokratie – Widersprüche und Spielräume“ (2./3.7.)

Workshop: Was ist der Beitrag Politischer Erwachsenenbildung zur Demokratie-Debatte? Der Workshop bietet dafür einen Nachdenk-, Orientierungs- und Verständigungsraum. Gemeinsame Expertise, Erfahrungen, Visionen aber auch Ratlosigkeiten sollen zur Sprache kommen.

Wann: Dienstag, 2.7., 10.00 - 18.00; Mittwoch, 3.7., 09.00 - 13.00
Wo: AK Bildungszentrum, 1040 Wien, Theresianumgasse 16–18

Weitere Informationen und Anmeldung: http://www.ksoe.at/ksoe/index.php?option=com_content&task=view&id=638&Itemid=86

3.2 Südwind Agentur: Südwind Academy (12.-15.9.)

Die Academy bietet einen lockeren Rahmen um Themen der globalen Gerechtigkeit (u.a. faire Arbeitsbedingungen, Menschenrechte, …) zu diskutieren, sich auszutauschen und dazu aktiv zu werden. Gemeinsam werden wir kreative Ideen entwickeln und umsetzen.

Wann: 12.-15.9.
Wo: Innsbruck

Anmeldung bis 31.7.2013
Infos und Anmeldung: www.suedwind-agentur.at/academy
Kontakt: academy@suedwind.at

3.3  ksoe: Lehrgang für FinanzakteurInnen „Ethische Geldanlagen“ (Oktober-Dezember 2013)

Der Lehrgang bietet ein einmaliges Setting, bei dem InvestorInnen/AnlegerInnen, FinanzdienstleisterInnen und thematisch interessierte Personen gemeinsam lernen und sich austauschen.
Eine an ethischen Werten orientierte Geldanlage erfordert ausgewiesene Qualifikation und fundierte Urteilsfähigkeit. Drei zweitägige Module bieten den Rahmen, Grundlagen-, Prozess- und Praxiswissen im Bereich ethisch-orientierter Geldanlagen zu erwerben.

Wann: Oktober bis Dezember 2013
Wo: Linz

Weitere Informationen: www.geldundethik.org.

4    Film-/Literaturtip

4.1    Business Lobby and Climate Change, FoEE: http://www.businessandclimate.eu/#
4.2    Oekom research: Der Einfluss nachhaltiger Kapitalanlagen auf Unternehmen: http://www.lebensart.at/images/doku/oekom_impact-studie_de.pdf
4.3    Videoclip: Die Opfer von Rana Plaza: http://www.youtube.com/watch?v=5Y6_rulRbOw&feature=youtu.be
4.4    Dirk Raith: Mythos CSR. Zur Verwertung von Verantwortung und Beratung. Ausschnitte unter: http://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-02296-9/page/1
4.5    OECD Watch: Calling for Corporate Accountability - A Guide to the 2011 OECD Guidelines for Multinational Enterprises: http://oecdwatch.org/publications-en/Publication_3962