Montag, 2. April 2012

März 2012


1. News aus dem NeSoVe-Büro

1.1 Mitgliederversammlung
Die Mitgliederversammlung 2012 findet am Dienstag, den 24. April 2012 von 13:30 Uhr bis 16:30 Uhr im Seminar- und Veranstaltungszentrum CATAMARAN, Seminarraum O404 Amalie Seidel, Johann-Böhm-Platz 1, 1020 Wien statt. Die Veranstaltung ist für alle Mitglieder von NeSoVe. Das Attac Gründungsmitglied Willi Zwirner wird einen Gastvortrag zum Thema "Gesellschaftliche Verantwortung in der Krise? Jetzt erst Recht" halten.


1.2 NeSoVe-Jahresbericht
Der Jahresbericht von NeSoVe 2011 ist veröffentlicht und ab sofort in Print-Version über unser Büro erhältlich oder online zum Download verfügbar.

Download Jahresbericht


1.3 Arbeitsgruppe NeSoVe-Award
Das nächste Treffen der AG findet am Dienstag, den 17. April von 14-16 Uhr im großen Besprechungsraum in unserem Büro statt. Thema ist die Performance des Awards. Unterlagen und Vorbereitungsmaterialien können über das Büro bezogen werden.

Anmeldungen bitte an office@sozialeverantwortung.at


1.4 Jour Fixe: Gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen in der internationalen Lieferkette
Am 3. Mai von 16-18 Uhr findet unser nächster Jour Fixe statt. Thema sind Forderungen im regulativen wie freiwilligen Bereicht hinsichtlich Unternehmensverantwortung in der internationalen Lieferkette. Ort: Großer Besprechungsraum im Rochuspark


1.5. ÖKOBÜRO sucht public affairs ManagerIn
Unser Mitglied ÖKOBÜRO sucht eine public affairs ManagerIn. Bewerbungsfrist ist der 22. April.

Zur Stellenausschreibung



2 Aktivitäten von NeSoVe und seinen Mitgliedern


2.1 NeSoVe bei der Buchpräsentation „CSR“

Am 2. Februar stellten die Herausgeber des Buchs „Corporate Social Responsibility – Verantwortungsvolle Unternehmensführung in Theorie und Praxis“, Andreas Schneider und René Schmidpeter das soeben erschienene Buch vor. Als Promotion für ihr Buch luden sie einige der gut 50 AutorInnen aufs Podium. Diese präsentierten, wie es Anspruch des Buchs ist, die Unternehmenssicht auf CSR. Die WirtschaftsvertreterInnen betonten die Errungenschaften im Bereich gesellschaftlicher Verantwortung von ihrem Unternehmen. Der Mitherausgeber Andreas Schneider erklärte den „ehrbaren Kaufmann“ als gelebte und vorherrschende Praxis in Österreich. Die CSR-Beauftragte von BMW aus Frankfurt, Frau Carreras-Salé, stellte gleich vorab fest, dass die Aktivitäten von BMW im Bereich Umwelt keiner näherer Erläuterung bedürften, da dieses im Kernbereich implementiert sei und verwies auf die sozialen Charity-Aktivitäten in Afrika. Dr. Heidrun Kopp von der RZB Group erklärte die Grundlage des Bankenwesens als gesellschaftlich verantwortlich und belegte dies mit Kleinkrediten, die die RZB Group in Osteuropa zu ihrem Kerngeschäft zähle. Frau Pfneisel vom Simacek Facility Management Group erklärte schließlich ihr Unternehmen als gesellschaftlich verantowrtlich, da sie interkulturell tätig sein, indem sie viele ArbeitnehmerInnen mit migrantischem Hintergrund beschäftigten. Ihr besonderes Engagement sieht sie in der Entwicklung eines Sprachlernprogramms.
Man konnte nicht umhin, die Veranstaltung als Werbeveranstaltung der Unternehmen zu interpretieren. Die kurze Fragerunde drehte sich auch um monetäre Vorteile für Unternehmen, gesellschaftlich verantwortlich zu handeln. Die Frage der Implementierung von gesellschaftlich verantwortlichen Unternehmenshandelns im Kerngeschäft des jeweiligen Unternehmens wurde gelinde umgangen.


2.2 Geschlechtergerechtigkeit in der NGO-Praxis
Am 15. März organisierte die AG Globale Verantwortung gemeinsam mit WIDE den Workshop „Geschlechtergerechtigkeit in der NGO-Praxis“, an dem NeSoVe teilnahm. In drei spannenden Teilen wurde die Sicht auf Empowerment von Frauen sowie Gender-Mainstreaming dargestellt. Im ersten Key Note referierte die Koordinatorin Gender-Konsultation Lateinamerika, Rosa Ines Ospina Robledo zu den zivilgesellschaftlichen Aktivitäten zwischen der Pariser Erklärung und Busan. Über das Open Forum seit 2009 konnte sich die Zivilgesellschaft aus ihrer Sicht gut positionieren. Sie stellte im weiteren den innerlateinamerikanischen Prozess des Austauschs der NGOs vor und ihre bisherigen Schlussfolgerungen. Die nicht-empirische Evaluation zieht als Fazit, dass die Rolle der physischen Sicherheit der Frauen nach wie vor unterrepräsentiert in den frauenpolitischen Aktivitäten ist. Im zweiten Teil stellte Janine Wurzer von Care die interne Projektauswertungsstudie zur Nachhaltigkeit ihrer Projekte vor. Die Studie sollte darstellen, inwiefern Empowerment von Frauen über die Projektarbeit realisiert wird. Durch die Studie wurde der Kontext der Projektarbeit stärker berücksichtigt. So zum Beispiel der Zusammenhang zwischen ökonomischer Unabhängigkeit von Frauen in Indien und Gewalt der Männer in den Familien. Es zeigte sich, wie komplex und vielschichtig das Thema Empowerment von Frauen behandelt werden kann. Im dritten Teil stellte Sonja Grabner vom Referat Gender und Entwicklung bei der ADA die Leitlinien inklusive dem Gender-Marker vor. Diese ist eingebettet in den EU – Gender Action Plan 2010-2015 und legt den Rechenschaftsrahmen für die EU Kommission, die Delegationen, sowie die Mitgliedsstaaten fest. Ein Widerspruch zwischen Theorie und Praxis wurde von Teilnehmerinnen kritisiert und zum Teil auch zugestanden.
Der letzte Teil des Workshops war ein Austauschforum zur Frage, wie in den NGOs Geschlechtergerechtigkeit umgesetzt werden kann und wird. Einzelne Organisationen wie die DKA und Attac stellten ihre Gender-Arbeit vor und zur Diskussion.


2.3 Pressemitteilung: Brasilien: Belo Monte Projekt von ILO kritisiert – Andritz AG hält an Unrechtspaket fest
Gemeinsam mit der Dreikönigsaktion haben wir zur diesjährigen Hauptversammlung der AktionärInnen der Andritz AG in Graz am 22. März eine Presseaussendung verfasst. Selbst die ILO ExpertInnengruppe hat mittlerweile Verfahrensmängel beim Mega-Staudammprojekt festgestellt.


Zum Download Bericht der ILO (auf spanisch)



2.4 Capacity Building Workshop zu Bergbau
Organisiert von der Dreikönigsaktion hat NeSoVe am 29. März an einem spannenden Austauschforum zu Bergbau und Anwaltschaft teilgenommen. Aus Deutschland angereist war auch ein Vertreter des Phillippinenbüros e.V., der fruchtbare Inputs zur Arbeit auch hinsichtlich Unternehmensverantwortung geben konnte. Mögliche Schnittstellen gemeinsamer Arbeit wurden andiskutiert, das Interesse war von allen Seiten groß.


2.5 ÖGB und Südwind: Petition faire Arbeit
ÖGB und Südwind starten gemeinsam eine Petition für menschenwürdige Arbeit. Diese kann unterstützt werden, in dem die Petition unterschrieben, an weitere FreundInnen, KollegInnen und Bekannte weitergeleitet, sowie in Newsletter, auf Websites und anderen Kanälen verbreitet wird.

Zur Petition



3. News und Meldungen aus Österreich und Europa


3.1 Österreich: Stellungnahme ÖZIV zum Nationalen Aktionsplan Rechte von Menschen mit Behinderungen

Unser Mitglied ÖZIV hat sich kritisch zum NAP für Menschen mit Behinderungen 2012-2020 positioniert. Insbesondere bemängeln sie die mangelnde Einbindung in den Prozess und die Frage der verbindlichen konkreten Maßnahmen.

Stellungnahme hier: http://www.oeziv.org/download/120221134415.pdf


3.2 Brüssel: EU Jahresbericht zu Menschenrechten
Der EU-Jahresbericht über Menschenrechte wird derzeit im Europäischen Parlament erörtert. Unser Europäischer Dachverband ECCJ hat bereits im Dezember einige Anmerkungen diesbezüglich versandt. Der Bericht soll im Plenum im April abgestimmt werden. Der britische Labour-Abgeordnete Richard Howitt mahnt die Kommission vor den Aufgaben, die sich stellen. Hier geht es insbesondere auch um die Zusage der Kommission, eine Studie über die Umsetzung der UN-Leitlinien zu erstellen, die Frage der nationalen Umsetzung, die Unternehmensverantwortung inklusive diesbezüglicher Transparenz.

Zum Interview mit dem Mitglied des europäischen Parlaments Richard Howitt hier


3.3 Niederösterreich: Studie zum Arbeitsklima
Die Arbeiterkammer Niederösterreich hat das Arbeitsklima in Niederösterreich untersuchen lassen und kam zum Ergebnis, dass die ArbeitnehmerInnen zufriedener sein, aber nicht mit dem Einkommen. Eine Korrelation scheint auch die Angst vor den ökonomischen Verschlechterungen zu sein, so dass der Status Quo besser erscheint.

Weitere Informationen hier


3.4 Oberösterreich: Überstunden und Arbeitsklima
Der neue Arbeitsklima-Index in Oberösterreich kommt zum Ergebnis, dass die Mehr- und Überstundenbelastung der ArbeitnehmerInnen in Oberösterreich unmittelbar mit der Zufriedenheit bzw. Unzufriedenheit zusammenhängt.

Weitere Informationen hier


3.5 ksoe: Pressemitteilung zu Demokratie und Wirtschaft
„Neoliberalismus ist letzte große Heilsideologie“ Ökonom Walter Otto Ötsch in Wien bei Veranstaltung von Kath. Bildungswerk und ksoe (Kath. Sozialakademie Österreichs) zu Finanzmarktkapitalismus und Demokratie:

• Konzerne und Vermögende haben sich von Steuerpflicht verabschiedet
• Finanzmarkt-Kapitalismus ist instabiles System
• Verborgene Machtkerne bedrohen Demokratie


Als „letzte große Heilsideologie“ bezeichnete der Ökonom Walter Otto Ötsch vom Institut für die Gesamtanalyse der Wirtschaft (Universität Linz) den Neoliberalismus bei einem Vortrag am 15.3. in Wien, zu dem Kath. Bildungswerk Wien und ksoe (Kath. Sozialakademie Österreichs) eingeladen hatten. Den Märkten „Opfer“ bringen zu müssen, sei eine theologische Diktion. Der Neoliberalismus konstruiere außerdem Bilder einer Wirtschaft, in die ohne Moral auskomme. Selbst Adam Smith, der Begründer der klassischen Nationalökonomie, habe Wirtschaft als moralisches Konzept verstanden.

Das aktuelle Wirtschaftsystem bezeichnete der Ökonom als „Finanzmarkt-Kapitalismus“, weil alle Dynamik von den Finanzmärkten ausgeht. Während früher Gewinne hauptsächlich in der Realwirtschaft lukriert wurden, würden die großen Gewinne heute in der Finanzwirtschaft erzielt.

Schattenbanken und Offshore-Ökonomie
Es habe sich ein „Schattenbanken“-System herausgebildet, das bankähnliche Institute umfasst und mittlerweile so groß sei wie das normale Bankensystem. Dazu zählen etwa Private Equity Fonds und Hedgefonds. Das Schattenbankensystem sei eng mit dem „offshore“-System (Steueroasen) verwoben.

Über die „offshore-Ökonomie“ würde etwa ein Drittel der Vermögen veranlagt, die Hälfte des Welthandels laufe über dieses System. „Große Konzerne und Vermögende haben sich von ihrer Steuerpflicht verabschiedet“, machte Ötsch deutlich. Auf diese Weise seien „Teile des Kapitalismus unsichtbar geworden“. Ein bekannter globaler IT-Konzern zahlt somit jährlich nicht mehr als 2,1% Steuern.

Wichtiger noch als die Möglichkeit der Steuervermeidung ist für die Akteure, dass es in diesem System keine Regulierung gibt. Dies sei etwa für Hedgefonds von eminent wichtiger Bedeutung.

Re-Regulierung für Finanzmärkte
Für die Finanzmärkte fordert der Ökonom Ötsch eine „Re-Regulierung“. „Den Finanzmarkt-Kapitalismus müssen wir als instabiles System verstehen“. In der ökonomischen Lehre herrsche noch immer die Vorstellung, dass Wirtschaft ein in sich stabiles System auf Basis von Angebot und Nachfrage sei. Tatsächlich seien die Finanzmärkte geprägt von sozialpsychologischen Größen, bestimmend seien Herdenverhalten und Panik.

Im Finanzmarkt-Kapitalismus sei die enorme Ungleichheit von Einkommen und Vermögen Ursache und Wirkung zugleich. Gehen Einkommen und Vermögen auseinander, wachse der Druck auf Anlagemöglichkeiten. Dies wiederum erhöhe den Druck auf die Lohnabhängigen, so Ötsch. In Deutschland seien beispielsweise seit 2000 die Reallöhne gesunken, die „Arbeitshetze“ gestiegen.

Neoliberalismus als Elitenprojekt
Neoliberalismus sei ein Elitenprojekt, stellte Ötsch fest. Bereits Friedrich August von Hayek, einer der wichtigsten Denker des Neoliberalismus, hatte die Auffassung vertreten, dass die Masse gesteuert werden müsse. Dass die Realität diesen Ideen um nichts nachsteht, illustrierte Ötsch am Beispiel Bankenrettungspaket. Dort sei in Österreich ein Haftungsrahmen im Ausmaß von 40% der gesamten Wirtschaftsleistung des Landes eines Jahres beschlossen worden und zwar ohne Diskurs. Die großen Entscheidungen würden in den „verborgenen Machtkernen“ (Colin Crouch) getroffen.

Primat der Politik
„Der Primat der Politik ist immer gegeben“ betonte Wirtschaftswissenschafter Ötsch gegenüber der gängigen Vorstellung, die Wirtschaft dominiere die Politik. Wir müssen daran festhalten, dass Politik die gestaltende Kraft ist. Als mögliche konkrete Handlungsfelder nannte er jene, in denen seit 2008 trotz anders lautender Versprechungen keine Regulierungen vorgenommen wurden:

• Stopp des high-frequency-tradings
• Verbot bestimmter Derivate
• Begrenzung der Banken
• Abschaffung von Steueroasen

Für die BürgerInnen gäbe es Handlungsmöglichkeiten auf verschiedenen Ebenen. Neben der individuelle Ebene käme dem kollektiven Handeln Bedeutung zu: in Unternehmen, in Institutionen, aber gerade auch außerhalb von Institutionen, in zivilgesellschaftlichen Initiativen. Als konkrete Beispiele nannte Ötsch das „tax justice network“, das sich für globale Steuergerechtigkeit einsetzt und „finance watch“, die erste europäische NPO im Finanzbereich mit Sitz in Brüssel, die sich dafür engagiert, dass Finanzmarktreformen und –regulierungen an den BürgerInnen orientiert sind.


4. kommende Veranstaltungen

4.1 NeSoVe: Arbeitsgruppe Award
Thema: Performance, Ceremony
Wann: Dienstag, 17. April, 14 – 16 Uhr
Wo: Großer Besprechungsraum Rochuspark


4.2 NeSoVe: Mitgliederversammlung
Wann: Dienstag, 24. April 13:30-16:30 Uhr
Wo: Catamaran, Seminarraum O404 Amalie Seidel, Johann-Böhm-Platz 1, 1020 Wien


4.3 NeSoVe: Jour Fixe
Thema: gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen in der internationalen Lieferkette
Wo: Großer Besprechungsraum Rochuspark
Wann: 3. Mai 16-18 Uhr


5. Lesetips

5.1 Nachhaltigkeit im Tourismus: Wegweiser durch den Labeldschungel von respect, Naturfreunde Österreich, Naturfreunde International u.a.
Download hier: http://www.nfi.at/dmdocuments/labelguide_de.pdf


5.2 CSR aus Unternehmersicht: „Corporate Social Responsability. Verantwortungsvolle Unternehmensführung in Theorie und Praxis“, Schneider/Schmidpeter (Hrsg.); Springer Gabler, 2012

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